Ein entlegener Wehrhof

Den Stalltrakt eines Vierseithofs im nördlichen Waldviertel zu einer privaten Bibliothek für über 2000 Bände umzubauen, lautet der nicht alltägliche Auftrag der Eigentümer eines alten Gutshofes, einst ein Vorposten von Stift Geras. Ergänzend soll die Anbindung an den bereits sanierten Wohntrakt durch einen kellerartigen Raum verbessert werden. Die räumliche Lösung für die neue Zugangssituation ist ebenso zwingend wie zunächst irritierend für Auftraggeber und Auftraggeberin: Die erst kürzlich renovierte, als Gästezimmer genutzte Mehlkammer muss abgebrochen, der Haupteingang um eine Fensterachse verlegt und die Zwischenwand zum Gang teilweise abgebrochen werden. Durch Entfernen der Zwischendecke entsteht eine großzügige Eingangshalle, deren adaptierte Topographie verschiedene Niveaus erschließt und zentrale Verteilerfunktion übernimmt. Mit ihrem Bodenbelag aus Granitsteinen erscheint sie wie ein mittelalterlicher, überdachter Platz. Vom Eingang kommend, gelangt man rechts über einen ansteigenden Gang zu Bad, Schlafzimmer und Küche. Linker Hand betritt man die Bibliothek, die als hoher, lichtdurchfluteter Raum Platz zum Arbeiten, Wohnen und Lesen bietet. Sämtliche Bücher sind in einem linearen Regalelement an einer Längswand zusammengefasst. Als Ersatz für die abgebrochene Mehlkammer wird das ehemalige Futterlager zu einer Gästeeinheit mit Teeküche, Badezimmer und eigenem Zugang umgebaut. Eine an der Rückseite des Traktes angefügte Saunakammer, die sich in das große Volumen der angrenzenden Scheune schiebt, vervollständigt das Raumangebot.

Fotografie: © Alexander Krischner

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